Podobne
 
[ Pobierz całość w formacie PDF ]

94
Schwester der Braut gesehen habe. Da war ich unge fähr fünf
oder sechs.«
Man sollte meinen, dass Lucas als Filmfan mir zustimmen
würde, aber das tat er nicht. »Die meisten Mädchen an der
Highschool würden für Typen schwärmen, die jetzt noch Filme
machen. Oder für Fernsehstars.«
Ich biss ein Stück Pizza ab und kämpfte einige Augenblicke
lang mit einem Käsefaden. Als ich endlich alles in den Mund
befördert hatte, murmelte ich: »Ich mag eine Menge Schau­
spieler, aber wer könnte Cary Grant nicht am meisten lieben?«
»Auch wenn ich dir völlig zustimme, dass es tragisch ist,
kann man es doch leider nicht leugnen: Viele Leute in deinem
Alter haben noch nie etwas von Cary Grant gehört.«
»Das ist skandalös.« Ich versuchte, mir Mrs. Bethanys Ge­
sicht vorzustellen, wenn ich ein Wahlfach »Filmgeschichte«
anregen würde. »Meine Eltern haben mir immer die Filme ge­
zeigt und die Bücher gegeben, die sie liebten, bevor ich gebo­
ren wurde.«
»Cary Grant hatte seine große Zeit in den 1940ern, Bianca.
Er hat vor beinahe siebzig Jahren Filme gemacht.«
»Und seitdem werden sie im Fernsehen ausgestrahlt. Es ist
ganz leicht, bei alten Filmen auf dem Laufenden zu sein, wenn
man es nur versucht.«
Lucas zögerte, und plötzlich spürte ich einen Anflug von
Furcht und das unmittelbare, drängende Gefühl, das Thema zu
wechseln und einfach über irgendetwas völlig anderes zu spre­
chen. Allerdings kam das eine Sekunde zu spät, denn Lucas
fuhr fort: »Du hast gesagt, deine Eltern haben dich nach Ever­
night gebracht, damit du neue Leute und einen größeren Teil
der Welt kennenlernst. Aber mir kommt es so vor, als ob sie
viel Zeit darauf verwendet hätten, dafür zu sorgen, dass deine
Welt so klein wie möglich bleibt.«
»Wie bitte?«
95
»Vergiss, was ich gesagt habe.« Er seufzte tief, als er seinen
Pizzarand auf den Teller fallen ließ. »Ich hätte damit jetzt nicht
anfangen sollen. Wir wollten doch Spaß haben.«
Wahrscheinlich hätte ich es einfach dabei belassen sollen.
Das Letzte, was ich bei meinem ersten Abend mit Lucas pro­
vozieren wollte, war ein Streit. Aber ich schaffte es nicht.
»Nein, das will ich verstehen. Was weißt du überhaupt von
meinen Eltern?«
»Ich weiß, dass sie dich nach Evernight geschleppt haben,
was so ziemlich der letzte Ort auf der Welt ist, den das einund­
zwanzigste Jahrhundert noch nicht erreicht hat. Keine Handys,
kein WLAN-Internet außer im Computerraum, in dem es viel­
leicht vier Rechner gibt, kein TV und praktisch keinen Kontakt
mit der Außenwelt...«
»Es ist ein Internat! Da ist es Sinn der Sache, dass die Schule
vom Rest der Welt abgeschnitten ist!«
»Sie wollen dich von der Welt abschneiden. Deshalb haben
sie dir beigebracht, Dinge zu lieben, die sie lieben, und nicht
die, die die anderen Mädchen in deinem Alter begeistern.«
»Ich entscheide schon selber, was ich mag und was nicht.«
Ich spürte, wie meine Wangen vor Zorn rot wurden. Norma­
lerweise brach ich in Tränen aus, wenn ich derartig wütend
wurde, aber ich war entschlossen, dagegen anzukämpfen. »Au­
ßerdem bist du doch der Hitchcock-Fan. Und du magst doch al­
te Filme auch. Bedeutet das, dass deine Eltern auch dein Leben
versaut haben?«
Er beugte sich über den Tisch, und seine dunkelgrünen Au­
gen blickten mich fest und unverwandt an. Ich wollte, dass er
mich die ganze Nacht so anschaute, aber es sollte einen ande­
ren Grund dafür geben.
»Du hast schon mal versucht, vor deiner Familie wegzulau­
fen. Und jetzt tust du es einfach so als Dummheit ab.«
»Das war es ja auch.«
96
»Ich glaube, dein Gefühl war richtig. Ich denke, du hattest
recht, dass irgendetwas in Evernight sonderbar ist. Und ich
meine, du solltest auf deine innere Stimme hören und nicht
mehr nur auf deine Eltern.«
Es konnte nicht wahr sein, dass Lucas solche Sachen sagte.
Wenn meine Eltern ihn je solche Reden schwingen hören wür­
den... Das war gar nicht auszudenken. »Nur weil mir Evernight
auf die Nerven geht, bedeutet das noch lange nicht, dass meine
Eltern schlechte Eltern sind, und es ist echt ein starkes Stück,
dass du sie kritisierst, obwohl du sie kaum kennst. Du weißt
nichts über meine Familie, und ich verstehe auch gar nicht, was
dich das kümmern sollte.«
»Weil...« Er brach ab, als ob ihn seine eigenen Worte er­
schreckten. Dann sagte er langsam, beinahe ungläubig: »Es
kümmert mich, weil du mir etwas bedeutest.«
Oh, warum musste er das jetzt sagen? Auf diese Weise? Ich
schüttelte den Kopf. »Das macht keinen Sinn.«
»Hey.« Einer der Bauarbeiter hatte gerade ein Uraltlied aus
den 80ern in der Jukebox gewählt. Jetzt kam er schwankend zu
uns herüber. »Machst du dem kleinen Mädchen hier Ärger?«
»Alles in Ordnung mit uns«, sagte ich schnell. Dies war der
falsche Zeitpunkt, um festzustellen, dass Ritterlichkeit noch
nicht ausgestorben war. »Ehrlich, alles okay.«
Lucas benahm sich, als hätte er mich gar nicht gehört. Er
starrte den Mann an und fauchte: »Das geht dich gar nichts
an.«
Es war, als hätte er ein Streichholz in eine Benzinlache ge­
worfen. Unsicher auf den Beinen kam der Bauarbeiter näher,
und auch alle seine Kumpels erhoben sich. »Wenn du deine
Freundin in der Öffentlichkeit so behandelst, geht mich das,
verdammt noch mal, sehr wohl was an.«
»Er hat mir gar keinen Ärger gemacht!« Ich war noch immer
sauer auf Lucas, aber es war ganz offensichtlich, dass die Si­
tuation gerade außer Kontrolle geriet. »Es ist toll, dass ihr...
97
hm... auf Frauen aufpasst - ehrlich, das ist es -, aber hier gibt es
kein Problem.«
»Halt dich da raus«, sagte Lucas mit leiser Stimme. Etwas
schwang darin mit, das ich noch nie zuvor gehört hatte, eine
beinahe unnatürliche Intensität. Ein Schauer lief mir über den
Rücken.
»Sie geht euch nichts an.«
»Denkst du vielleicht, sie würde dir gehören, oder was? Dass
du sie behandeln kannst, wie es dir in den Kram passt? Du
erinnerst mich an das Schwein, das meine Schwester geheiratet
hat.« Der Bauarbeiter sah noch wütender als vorher aus.
»Wenn du denkst, ich würde dir nicht das Gleiche wie ihm
verpassen, dann bist du schief gewickelt, mein Kleiner.«
Verzweifelt sah ich mich nach einem Kellner oder dem Res­
taurantbesitzer um. Nach meinen Eltern. Raquel. Eigentlich
hoffte ich auf überhaupt irgendjemanden, der die Sache been­
den würde, ehe diese betrunkenen Bauarbeiter Lucas zu Brei
schlagen würden, denn sie waren riesig, zu viert und inzwi­
schen ganz augenscheinlich alle scharf auf einen Kampf.
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass Lucas als Erster zu­
schlagen würde.
Er bewegte sich zu schnell, als dass ich es hätte kommen se­
hen. Ich sah nur eine verschwommene Regung, und schon
taumelte der Bauarbeiter rückwärts gegen seine Kumpels. Lu­
cas Arm war ausgestreckt, seine Faust ge ballt, und ich
brauchte einen Augenblick, um zu begreifen: O mein Gott, er
hat gerade jemandem einen Faustschlag versetzt.
»Zur Hölle!« Einer der anderen Männer stürzte sich auf Lu­
cas, doch der wich ihm so blitzschnell aus, als ob er in einem
Moment noch da und im nächsten verschwunden wäre. Statt­
dessen hatte er sich in eine so günstige Position gebracht, um
seinen Gegner derartig heftig wegstoßen zu können, dass ich
glaubte, er würde zu Boden gehen.
98
»Hey!« Ein Mann über vierzig mit einer fleckigen Schürze
kam in den Gastraum. Mir war es völlig egal, ob es der Besit­
zer, der Chefkoch oder sonstwer war - ich war in meinem gan­
zen Leben noch nie so froh gewesen, irgendjemanden zu sehen.
»Was ist denn hier los?«
»Es gibt kein Problem!« Okay, das war gelogen, aber das
spielte keine Rolle. Ich stand vom Tisch auf und machte mich
auf den Weg zur Tür. »Wir wollten gerade gehen. Alles vor­
bei.«
Die Bauarbeiter und Lucas starrten einander an, als ob sie
nichts lieber wollten, als den Kampf nun so richtig auf Hoch­
touren zu bringen, aber glücklicherweise kam Lucas mir nach.
Als die Tür hinter uns zuschlug, konnte ich hören, wie der Be­ [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • karro31.pev.pl
  •  
    Copyright © 2006 MySite. Designed by Web Page Templates