Podobne
 
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sich auf ihren Eckplatz und versank in heftige Grübelei.
War Sheila wirklich ganz zufällig gerade jetzt an den Bahnhof gekommen? War es nicht eher ein
Zeichen dafür, wie gründlich auf der anderen Seite gearbeitet wurde? Wollte sich Mrs. Perenna
vergewissern, daß die Schwatzbase, die Blenkensop, wirklich nach London fuhr?
Es sah ganz so aus.
Erst am nächsten Tage konnte Nickel mit Tommy reden. Sie waren übereingekommen, niemals in
Sans-Souci selbst etwas zu besprechen.
Mrs. Blenkensop traf Mr. Meadowes, der gerade einen kleinen Spaziergang über die
Strandpromenade machte; sein Schnupfen schien sich gebessert zu haben. Sie nahmen auf einer der
Bänke Platz.
»Also?« fragte Nickel.
»Ja«, sagte Tommy, »etwas habe ich herausbekommen.
Himmel, war das ein Tag! Dauernd mit einem Auge am Schlüsselloch. Mein Nacken ist noch ganz
steif.«
»Dein Nacken interessiert mich nicht«, meinte Nickel gefühlsroh. »Fang an, erzähle!«
»Gut. Zuerst kamen natürlich die Mädchen und brachten das Zimmer in Ordnung. Mrs. Perenna
ging auch hinein  aber da waren die Mädchen noch drin, und sie kanzelte sie nur wegen irgend
etwas ab und kam gleich wieder heraus. Und dann lief das kleine Ding, die Betty, hinein und kam mit
ihrem Wollhund wieder heraus.«
»Ja, schön. Und weiter.«
»Noch eine Person«, sagte Tommy langsam.
»Wer?«
»Carl von Deinim.«
»Oh!« Nickel fühlte, daß ihr Herz sich zusammenzog. Also doch! »Wann?« fragte sie.
»Während des Mittagessens. Er kam vorzeitig aus dem Eßzimmer, ging zuerst in sein eigenes
Schlafzimmer, dann schlich er leise über den Gang und in dein Zimmer. Er blieb fast eine
Viertelstunde drin. Ich denke, das genügt«, schloß er nach einer bedeutsamen Pause.
file:///D|/ebooks/Christie,%20Agatha%20-%20Rotkäppchen%20und%20der%20böse%20Wolf.html (42 von 101)27.03.2005 05:14:15
Agatha Christie - Rotkäppchen und der böse Wolf
Sie nickte.
Ja, es genügte. Das war ein Beweis. Was für Gründe konnte Carl von Deinim haben, in Mrs.
Blenkensops Schlafzimmer einzudringen und eine Viertelstunde drinzubleiben? Es gab nur einen
Grund. Er hatte die Hand im Spiel, kein Zweifel. Aber dann war er ein hervorragender Schauspieler
&
Wie er heute früh mit ihr gesprochen hatte! Hatte nicht jedes seiner Worte echt geklungen? Aber
natürlich, mit der Wahrheit täuschte man den Gegner am leichtesten. Carl von Deinim war Patriot, er
arbeitete für sein Vaterland. Man konnte und mußte ihn achten  ja, aber auch bis aufs Blut
bekämpfen.
»Es tut mir doch leid«, sagte sie langsam.
»Mir auch«, gab Tommy zu, »er ist so sympathisch.«
»Vielleicht«, sagte Nickel, »wären wir beide, du und ich, in Deutschland zu etwas Ähnlichem
fähig.«
Tommy nickte.
»Also«, fuhr Nickel fort, »nun wissen wir ja ungefähr, woran wir sind. Carl von Deinim  und mit
ihm vermutlich Sheila und ihre Mutter. Mrs. Perenna hat wahrscheinlich alle Fäden in der Hand. Und
dann ist da noch diese Ausländerin, die gestern mit Carl geredet hat. Ja, die gehört auch zu der
Bande.«
»Und was tun wir jetzt?«
»Wir müssen irgendwann Mrs. Perennas Zimmer durchsuchen.
Möglicherweise finden wir etwas, bekommen einen Fingerzeig in die Hand. Und natürlich müssen
wir sie beobachten aufpassen, wohin sie geht, wen sie unterwegs trifft. Höre, Tommy, wie wäre es,
wenn wir Albert kommen ließen?«
Tommy überlegte.
Vor vielen Jahren hatten sie Albert als Pagen in einem Hotel kennengelernt, und später hatte er
manches waghalsige Abenteuer mit dem jungen Ehepaar Beresford geteilt.
Schließlich war er ganz in ihre Dienste getreten und hatte gut und erfolgreich mit ihnen gearbeitet.
Vor etwa sechs Jahren hatte er geheiratet und war jetzt der stolze Besitzer der Kneipe »Zum
Schwarzen Hund« im Süden Londons.
»Albert wird begeistert sein«, fuhr Nickel schnell fort. »Wir wollen ihn kommen lassen. Er kann in
dem kleinen Wirtshaus beim Bahnhof wohnen und die Perennas für uns überwachen.«
»Und seine Frau?«
»Sie ist kürzlich mit den Kindern zu ihrer Mutter nach Wales gezogen. Wegen der Luftangriffe. Es
paßt alles wie bestellt.«
»Ja, Nickel, der Einfall ist gut. Wir beide können ja nicht hinter der Frau herlaufen, das würde
sofort auffallen. Albert ist gerade der Richtige. Nun etwas anderes: wir müssen wohl auch sehen, was
mit der sogenannten Polin los ist. Sie hat mit Carl gesprochen und treibt sich dauernd hier herum 
vielleicht bekommen wir da noch ein paar Fäden in die Hand. Und die brauchen wir dringend.«
»Mir scheint, daß sie hierher kommt, um Botschaften zu bringen oder Aufträge
entgegenzunehmen.«
»Bleibt vorläufig das Durchsuchen von Mrs. Perennas Zimmer.«
»Wird nicht leicht sein, bei der Perenna zu stöbern. Wenn sie ausgeht, ist Sheila meistens da, und
dann rennen Mrs. Sprot und Betty dauernd im Treppenhaus herum, und Mrs. O'Rourke sitzt oft in
ihrem Zimmer dicht daneben.«
Nickel dachte nach. »Am besten wird es während des Mittagessens gehen.«
»Das hat Carl gestern auch gedacht.«
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Agatha Christie - Rotkäppchen und der böse Wolf
»Siehst du? Ich könnte Kopfweh vorschützen und mich in mein Zimmer zurückziehen. Aber nein,
dann kommt vielleicht jemand auf den Gedanken, mich pflegen zu wollen. Warte, wie machen wir
das? Ja, so wird es gehen: ich komme vor dem Essen ganz leise ins Haus und gehe direkt in mein
Zimmer, ohne etwas zu sagen. Später kann ich dann etwas von meinem Kopfweh erzählen.«
Tommy sah ernst und besorgt aus. »Nickelchen, wir müssen uns beeilen. Die Nachrichten heute
klingen sehr schlecht. Wir müssen etwas herausbekommen, und zwar bald, sehr bald.«
Tommy hatte gerade einen Brief in den Kasten geworfen.
Adressiert war er an Mr. Albert Batt, »Zum Schwarzen Hund«, Glarmorgan Street, Kennington.
Er kaufte noch eine der Zeitschriften, die den Anspruch erheben, das englische Publikum über die
wahren Vorgänge aufzuklären, und schlenderte ganz harmlos nach Sans-Souci zurück. »Hallo,
Meadowes!« hörte er plötzlich hinter sich rufen.
Kommandant Haydock saß in seinem Zweisitzer und winkte ihm zu. »Soll ich sie nach Hause
fahren?«
Tommy dankte und stieg ein.
»Soso, Sie lesen dieses Mistblatt auch?« fragte Haydock und deutete auf das scharlachrote
Titelblatt der Inside Weekly News.
Mr. Meadowes war ein bißchen beschämt, wie alle Leser dieses Blattes, wenn sie erwischt wurden.
»Schauderhafter Mist«, gab er zu, »aber manchmal wissen die Leute doch allerlei, was hinter den
Kulissen vorgeht.«
»Und manchmal wissen sie gar nichts und schreiben reinen Blödsinn.«
»Stimmt.«
»Die Sache ist so«, sagte der Kommandant, »wenn ein Schwätzer recht gehabt hat, behält man es; [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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